Ich benötige eure Hilfe zum Beurteilen meiner Situation. Ich habe das Gefühl, dass ich sehr viel Geld für sehr viel Unterricht ausgebe, ohne, dass ich vorankomme.
ich reite, seitdem ich 4 Jahre alt bin. Mit 7 Jahren habe ich, bedingt durch einen Umzug, die Reitschule gewechselt. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt bereits einiges rund ums Pferd, aber es war eben dieses typische „Kinderreiten“, bei dem nicht wirklich ein Vorankommen im Vordergrund steht. Dort wurde ich nur geführt und durfte höchstens alleine im Schritt reiten. Getrabt und galoppiert wurde nicht.
In der neuen Reitschule lag der Fokus auf dem Umgang mit dem Pferd. Von 2 Stunden Unterricht wurde nur eine halbe Stunde geritten. Die restliche Zeit war Pflege und misten in der Gruppe angesagt. Da die Reitschule noch neu war und wenig Geld zur Verfügung hatte, hatten die beiden Schulpferde dort keine Sättel. Geritten wurde mit Voltigiergurt. Longiert wurde dort nie. Wir durften dort zwar frei reiten, aber da der Reitplatz sehr klein war, wurde dort der Fokus ebenfalls auf Schritt und Trab gelegt und wenig bis gar nicht galoppiert.
Schließlich entschloss ich mich mit 9 Jahren dazu in den städtischen Reitverein zu wechseln, in dem auch meine neuen Freundinnen waren. Dort hatten wir meist mit 5 Pferden und Ponys 1 komplette Stunde Unterricht in der klassischen Abteilung. Jede Stunde wurden die Pferde durchgewechselt. Gewechselt wurde auch viel, weil es ein ständiges Kommen und Gehen der Schulpferde gab. Da der Verein in der Stadt war und nur die Einstellerpferde raus auf Paddocks kamen, waren fast alle Schulpferde verhaltensauffällig. Das zeigte sich vor allem dadurch, dass sie fast jede (!) Stunde alle durchgingen. Oftmals waren Kleinigkeiten der Auslöser, wie Krach beim Mistabladen während der Stunde. Während des Unterrichts lernte ich also mich auf einem durchgehenden Pferd zu halten. Der Unterricht war meistens sehr chaotisch und ohne Konzept. Es wurde nicht das Ziel verfolgt, dass wir uns in der Dressur weiterentwickeln. Die Springstunde war ohnehin eine extra zu zahlende Stunde. Dadurch, dass die Pferde mehrere Stunden am Tag im Unterricht laufen mussten, hatten sie, so kam es mir jedenfalls vor, überhaupt nicht die Kraft, um eine ganze Runde zu galoppieren. Selten schaffte es jemand ein Pferd länger als einen halben Zirkel galoppieren zu lassen.
Immerhin konnte ich dort, da die Halle entsprechend groß war, alle Hufschlagfiguren erlernen und diese auch im Schritt und Trab reiten. Geritten wurde dort IMMER (!) mit Gummiausbindern. Uns wurde nie beigebracht ein Pferd in Anlehnung zu reiten.
Dadurch, dass ich also nur Schritt und Trab reiten konnte, konnte ich beim Vereinsturnier auch nur im einfachen Reiterwettbewerb ohne Galopp starten.
Schließlich kam mal wieder ein neues Schulpferd zum Einsatz, das zuvor billig über fragwürdige Kontakte angekauft wurde. Das Pferd war nicht geritten, sondern als Kutschpferd eingesetzt worden. Generell wurden die Pferde nie Korrektur geritten. Die Reitlehrer kannten die Pferde folglich nur vom Boden aus. Anbrüllen der Reitschüler war dort ebenfalls an der Tagesordnung.
Als ich schließlich das neue Pferd reiten sollte, kam es wieder dazu, dass alle Pferde durchgingen. In meinen anderen beiden Reitschulen waren die Pferde nie durchgegangen. Durch den städtischen Verein und der Tatsache, dass das Durchgehen so gut wie jede Stunde passierte, hatte ich zwischenzeitlich entsprechend viel Angst davor entwickelt. Das neue Pferd bockte mich schließlich runter. Ich war zu diesem Zeitpunkt 14 Jahre alt und es war somit mit erster Sturz in 10 Jahren Unterricht.
Danach war ich 3 Jahre lang verletzt und hatte starke Schmerzen durch Wirbelblockaden. Dadurch bedingte Rückenprobleme habe ich bis heute. Heute bin ich 28 Jahre alt und reite seit ca. einem Jahr wieder.
Ich habe zunächst in einem kleinen Verein mit 2 Schulpferden wieder angefangen zu reiten. Dort waren die ie Pferde genauso schlecht ausgebildet wie in einem vorherigen Verein, aber sie gingen wenigstens nicht durch. Auch dort ging es nur ums „Draufsitzen“. Mit dem Unterricht (30 Min – 45 Min) wurde wieder kein Ziel verfolgt. Dennoch klappten Schritt und Trab trotz der langen Pause erstaunlich gut. Aber auch hier musste ich wieder feststellen, dass beide Pferde den Galopp – nicht nur bei mir, sondern auch bei allen anderen Reitschülern – kaum länger als einen halben Zirkel halten konnten. Und das, obwohl sie max. 3h/ 5 Tage eingesetzt wurden. Zudem wurde von mir ab der dritten Reitstunde verlangt, dass ich perfekte Schlangenlinien nach 14 Jahren Reitpause reiten kann. Nachdem das nicht so funktioniert hatte, wie sich der „Reitlehrer“ (ein Student ohne Trainerschein etc.) dies vorgestellt hatte, wurde ich angeschrien. Daraufhin hörte ich dort mit dem Reiten auf. Ich hatte mir fest vorgenommen mich nicht mehr so respektlos wie als Kind behandeln zu lassen.
Schließlich bin ich zu meiner jetzigen Trainerin gekommen. Dort habe ich 2 Einzelstunden (à 30 Min.) pro Woche. Dort bin ich nun seit einigen Monaten. Bei den Pferden handelt es sich um Privatpferde, die maximal 2h/3 Tage laufen. Jeder Reitschüler (vor allem Kinder unter 10 Jahren), reitet dort an der Longe.
Der Fokus liegt auf Schritt und ein wenig Trab. Galoppiert wird dort eher nicht. Dort konnte ich bereits lernen ein Pferd in Anlehnung zu reiten. Allerdings können die Pferde die Anlehnung nicht sehr lange halten, da sie zum Teil noch sehr jung sind. Dadurch, dass der Unterricht, bis auf wenige Ausnahmen, stets an der Longe auf einem sehr kleinen Reitplatz stattfindet, sind die Pferde entsprechend unruhig, wenn sie dann doch einmal frei ganze Bahn (am Anfang und Ende der Stunde bei Erwachsenen) laufen sollen.
Auch hier habe ich das Gefühl nicht wirklich voran zu kommen. In vielen (älteren) Forenbeiträgen habe ich gelesen, dass früher das Galoppieren stets an der Longe erlernt wurde und nach ca. 10 Stunden freies Reiten inklusive Galoppieren anstand . Diese Stundenanzahl ist bei mir weit weit überschritten. Ich kämpfe immer noch mit meiner Angst, wenn sich ein Pferd mal erschreckt, weshalb ich entsprechend viel Wert auf gut gehaltene Pferde lege und lieber etwas mehr zahle. Dennoch denke ich, dass ich schon längst hätte viel viel besser reiten müssen. Rückblickend befinde ich mich genau auf dem Wissensstand, wo ich vor meinem Sturz aufgehört habe. Ich habe kaum Neues dazugelernt und kann nach wie vor nicht mal alle Grundgangarten reiten.
Mein langfristiges Ziel ist es gut genug reiten zu können, um auch eine Reitbeteiligung haben zu können. Auch das Ablegen von Reitabzeichen und Teilnehmen an Turnieren habe ich mir vorgenommen. Derzeit sehe ich allerdings bei allen 3 Zielen schwarz.
Ich komme mir inzwischen ziemlich, nett ausgedrückt „reingelegt“, vor. Ich bewege mich seit Jahren nicht von der Stelle und zahle für teuren Unterricht. Zudem habe ich das Gefühl, dass sämtliche Reitschulen darauf ausgelegt sind, dass Kinder ein halbes Stündchen freudig auf den Pferden ziellos herumhopsen. Das ist definitiv nicht meine Welt. Würde ich über das nötige Kleingeld verfügen, würde ich mir ein entsprechend gut ausgebildetes Pferd kaufen, von dem ich lernen kann. Das ist leider finanziell nicht möglich.
Wie beurteilt ihr die Situation? Was würdet ihr an meiner Stelle tun?
Quelle: pferd.de