ich habe mich hier angemeldet, um ein bisschen Brainstorming zu betreiben. Ich bin momentan mit meinem Latein am Ende. Vielleicht hat ja hier jemand eine Idee.
Der Grundriss: Stute ist 7, Trakehner, nervenschwach und kopflos bei Panik. Ihr fehlt das Grundvertrauen in Menschen. Sie hält grundsätzlich Ausschau danach, was ihr jemand antun könnte. Sie hat eigentlich immer Angst, vor allem und jedem (außer mir). Toll zu reiten und absolutes Verlasspferd, sobald man den Hintern im Sattel hat.
Ich habe sie als Jährling gekauft. Keine schlechten Erfahrungen, keine Misshandlungen, keine Verletzungen. Sie war scheu, aber im normalen Ausmaß für ihr Alter. Nur – es hat sich im Umgang einfach nie gelegt. Ich hatte bemerkt, dass sie sehr sensibel war, aber ich wäre im Leben nicht darauf gekommen, dass sie da nicht rauswächst. Sowas kannst du dir echt nicht ausdenken.
Tierarzt und Hufschmied waren immer aufwändig, aber machbar. Sie ist barhuf unterwegs und unser Schmied sehr geduldig. Sie zappelt zwar immer noch wie ein deutlich jüngeres Pferd, lies sich aber letztendlich immer ihre Hufe machen. Das gleiche gilt für impfen/Zähne machen/Osteo-Behandlungen.
Nun hat sie sich Anfang November am Knie verletzt und eine Reihe von unangenehmen Behandlungen hinter sich. Das Vertrauen ist dahin. Jeder Mensch, der sie schief von der Seite anguckt, ist ein Feind. Schon vor dem Unfall war ich die einzige, die sie an ihrem Körper anfassen durfte. Fremde Menschen durften nur ihren Hals streicheln. Der Rest war Tabu, außer wenn es wirklich sein musste. Osteo z.B.
Jetzt ist noch nicht einmal mehr daran zu denken, dass ich jemanden bitte, ihre Decke ABzunehmen. Alle Fortschritte, die wir uns über die Jahre erarbeitet haben, sind dahin. Es ist echt zum Heulen.
Nun zu dem Problem (als ob nicht die Gesamtsituation schon ein Problem wäre). Gestern war der Schmied da und es war ihm nicht möglich, meiner Stute auch nur an die Schulter zu fassen. Die Zähne flogen, die Hufe flogen – vorne und hinten – sie stieg und hätte den Schmied auch noch gegen die Wand gedrückt, wenn ich sie gelassen hätte. Also der Supergau.
Sie war friedlich bevor er auf den Hof kam und sofort wieder friedlich als er ging. Sobald wir wieder alleine sind, sieht man die Anspannung von ihr abfallen. Das Herz hämmert ihr noch mehrere Minuten sichtbar am Halsansatz, aber sie reißt sich zusammen. Ich darf die Hufe halten – natürlich – immer und in jeder Situation. Aber trotzdem wäre der Schmied in die Schusslinie ihrer Beine gekommen, also ging auch das nicht.
Es hilft kein streicheln, gut zureden, Grenzen setzen, ablenken, brüllen, oder was man sich sonst ausmalen kann. Da ist nichts mehr in ihrem Kopf außer Flucht oder Kampf, bis sie sich wieder runterfährt.
So. Der Schmied kommt nun nächste Woche wieder, diesmal zum vorsedierten Pferd. Relaquine hatte ich schon vor dem letzten Tierarztbesuch gegeben. 7 Striche, meine ich. Ergebnis = null. Der Tierarzt ging letztendlich auch wieder, nachdem zwei Sedierungen von mir selber in den Muskel gespritzt wurden, weil das Pferd immer noch gekämpft hat. In die Vene kann ich nicht, aber der TA kam nicht nah genug heran.
Nun gut, der Schmied empfahl mir jetzt ein anderes Mittel, dessen Namen ich vergessen habe. Er wollte es mir noch einmal schicken.
Meine eigentliche Frage ist, was mache ich, wenn das Zeug auch nicht wirkt? Was tut man mit einem Pferd, dass nicht zum Schmied kann? Sie kann ja auch nicht vom TA für den Schmiedbesuch sediert werden. Und was ist, wenn die Zeit dieses ‚Trauma‘ nicht heilt? Wenn das Pferd einfach so bleibt? Muss ich dann einen Hufkurs belegen und den Tierarzt nur noch per Videoschalte um Rat fragen?
Ich werde langsam wahnsinning. Natürlich verstehe ich, wie schwer ihr das alles fällt. Ich finde sie auch unendlich mutig, für das, was sie sich alles mit mir traut. Aber ich kann kaum sagen, wie ich meine alten Pferde vermissen. Die auch mal von jemandem longiert werden konnte, wenn ich im Urlaub war. Die sich von allen umdecken und auf die Koppel bringen ließen. Normale Pferde mit normalen Macken, die im Traum nicht daran gedacht hätten, im Umgang gefährlich zu sein.
Aber jammern bringt nichts.
Hat jemand eine Idee? Ein Wundermittel, das jedes Pferd kurzfristig zur Ruhe bringt? Ich bin für so ziemlich alles offen. Der Schmied bleibt selten länger als 20 Minuten. An dem Rest können wir hoffentlich mit der Zeit arbeiten.
Vielen lieben Dank schon mal
Quelle: pferd.de