Ich bin neu hier im Forum, und habe endlich beschlossen mich selbst anzumelden, anstatt immer nur alte Beiträge zu lesen.
Nach dem Kauf meines eigenen Jungpferdes habe ich nämlich mehr Fragen im Kopf als Antworten.
Erst einmal ein kleiner Überblick, damit ihr das alles ein wenig nachvollziehen könnt:
Ich habe mir vor einigen Wochen mein erstes eigenes Pferd gekauft (Stute, fast 3 Jahre alt). Sie wurde mir als sehr neugierig und unerschrocken vorgestellt, aber auch als dominant und willensstark. Die Vor-Besitzerin musste sie abgeben, da sie wohl keine ordentliche Beziehung zu ihr aufbauen konnte, sowie aus persönlichen Gründen auf die ich hier nicht weiter eingehen werde. Sie hatte mich von Vornherein gewarnt, dass die kleine Stute liebend gern alle möglichen Grenzen testet und ihre Führ-Person in „Frage stellt“.
Ich, die viel mit dominanten Pferden im Alltag zu tun hat, dachte natürlich, dass dies kein Problem sein wird. Aber natürlich haben all die Pferde, mit denen ich sonst zusammen arbeite bereits ihre Grundausbildung abgeschlossen. Ein Jungpferd ist in dieser Hinsicht Neuland für mich.
Nun ist selbst das Führen von Paddock oder Koppel hin und wieder ein echter „Kampf“. Meine Stute bleibt stehen, obwohl sie anfangs ohne Strick oder Halfter an meiner Seite ging. Sie lässt sich selbst durch Helfer oder treibende Hilfen nicht zum Weitergehen bewegen, bis Minuten später mal der Groschen fällt.
Natürlich bin ich mir bewusst, daß ich von solch einem jungen Pferd noch nicht zu viel fordern kann. Sie muss die treibenden Hilfen erst kennenlernen, und verstehen, dass sie mir unbesorgt folgen kann.
Das größte Problem was wir aktuell haben, aber, ist in der Reithalle. Sie kann sich oft für einige Minuten konzentrieren, bleibt mit dem Fokus bei mir und macht gut mit beim simplen Führtraining. Spätestens nach der ersten Pause aber zieht sie zum Tor hin, und wenn sie dort erst einmal zum stehen kommt, ist sie nicht mehr zu bewegen.
Sie lässt sich Rückwärts-richten, verweigert aber strickt und einfach das Vorwärts. Impulse am Knotenhalfter bringen dann nichts mehr, und auch nicht das antippen mit der Gerte. Selbst wenn ich ihren Kopf in die richtige Richtung richte, ist an weitergehen nicht zu denken.
Das erscheint mir persönlich als hätte sie ab diesem Punkt den Fokus verloren. Als sei es ihr entweder langweilig, oder sie wäre fertig für diesen Tag. Natürlich kann ich sie selbst aber nicht das Training beenden lassen.
Bis jetzt haben wir lediglich in der Halle trainiert, und ich frage mich, ob ihr diese Umgebung mittlerweile einfach zu eintönig geworden ist. Mit ihrer Vor-Besitzerin ist sie oft ins Gelände spazieren gegangen, und das ist auch mein persönliches Ziel. Nur kann ich sie noch nicht gut genug einschätzen um draußen sicher mit ihr unterwegs zu sein.
Wir arbeiten zusätzlich mit einer Trainerin zusammen, die mir das Führtraining (samt Rückwärts, links/rechts Kurven, anhalten und Vor- und Hinterhandverschiebung) als „Hausaufgabe“ gegeben hat. Nur ist dies leider schwer möglich, wenn meine Kleine sehnsüchtig am Tor steht und wartet.
Meine Frage an euch; wie kann ich mein Pferd motivieren, mit mir zusammen zu arbeiten? Besser gesagt, wie kann ich kleinschrittig an unserer Beziehung und dem einhergehenden Vertrauen arbeiten? Ich will sie nicht in die richtige Position „zerren“ müssen nur um mir Gehör zu verschaffen.
Die Kleine steckt offensichtlich voller Energie und Wille, nur kann ich nicht einschätzen ob ich sie überfordere, oder gar unterfordere. Bei ihrer Vor-Besitzerin hat sie viele Zirkus-Tricks gelernt (unter anderem den Spanischen Schritt, der mich schon einmal am Bein erwischt hat), die ihr offensichtlich Spaß machen, die aber in der Grundausbildung keinen wirklichen Platz haben.
Wir arbeiten viel mit positiver Verstärkung und Lob, auch durch Leckerli. An manchen Tagen klappt das gut, an anderen hat selbst das schönste Lob keinen Effekt.
Ich danke euch schon einmal, diesen langen Text überhaupt gelesen zu haben. Über persönliche Erfahrungen oder mögliche Tipps würde ich mich sehr freuen.
Quelle: pferd.de